Sonntag, 4. März 2018

Allein unter Lehrern


Um mich von meiner Atelierarbeit ein bisschen zu erholen, also genau genommen, um überhaupt mal vor die Tür zu kommen, hatte ich mich am Nachmittag auf einen kleinen Gang gemacht. «Na, lüften Sie Ihren Kopf aus?», fragte mich die Trulla vom Nebenhaus. Was für eine blöde Redewendung! Den Kopf auslüften. Für sie mag das zutreffen. Klappe auf und einmal kräftig Durchzug. Viel Mobiliar ist da nicht vorhanden, das dem Wind im Wege stehen würde. Ich führe meinen Kopf eher Gassi. Ich kappe die Leine, dass der Verstand ein wenig Auslauf hat und sich von aufgestauter Scheiße befreien kann.

Wie ein Rüde, den es zur läufigen Hündin zieht, landete ich letztlich doch wieder im Café. Laufen ohne konkretes Ziel ist nicht so mein Ding. Und das Köterhirn will gefüttert werden. Mit Koffein und Zucker. Das Einkehren entpuppte sich allerdings als böser Fehler. Das Café war besiedelt von Blödianen. Zehn Meter von mir entfernt saß ein Prä-Renten-Trio, das unüberhörbar über einen nicht anwesenden Vierten debattierte.

Aus ihrer Konversation auf ihren Beruf zu schließen ich tippte auf Lehrer ist ein wenig vermessen, bestätigte sich aber kurze Zeit später als Volltreffer. Aufgrund der enormen Lautsärke des Trios mussten zwangsläufig alle anderen Gäste zuhören, was die dreisten Drei von sich gaben. Ein Umstand, der sich mit jedem Satz ins Unerträgliche steigerte, sodass ich für einen Bruchteil einer Sekunde sogar Mitleid für ihre Schüler empfand. Ihr Hass auf selbige war deutlich erkennbar. Vielleicht ist Hass die Grundvoraussetzung, um den Lehrerberuf überhaupt über Jahre ausüben zu können. 

Ich dachte an meine Lehrer zurück und wie viele von ihnen mich wirklich motiviert, inspiriert und weitergebracht haben. Ich kann sie an einer Hand abzählen. Einer Hand, der drei Finger amputiert worden. 

Dann sagte einer der beiden Männer: «Trump will jetzt die Lehrer bewaffnen, ich bin dabei.» Die anderen lachten schallend und zugegeben, auch mir huschte ein kleines Lächeln über die Lippen. Wenigstens hat er Humor, dachte ich, in der Hoffnung, er habe es sarkastisch gemeint. Hat er nicht, wie sich herausstellte. Nun, man kann eine Waffe schließlich auch gegen sich selbst richten.

Natürlich kann ich das Leid eines jeden Lehrers nachempfinden. Ich habe nichts gegen Lehrer. Einfach auch nichts für sie. Es gibt so wenige, die ihren Beruf aus Überzeugung und Leidenschaft ausüben. Das dürfte das Grundproblem sein. Im Gegenzug gibt es allerdings auch wenig Schüler, die mit Leidenschaft und Interesse lernen. Das liegt vielleicht am Lehrplan. Und den erstellt die Politik. Politiker, genau, die sind an allem schuld. Wahrscheinlich waren sie unerträgliche Schüler. Weil sie Scheißlehrer hatten. Oder umgekehrt. 

Dann erhoben sich die drei Lehrkörper und sie sagte: «Ich muss jetzt noch bisschen meinen Kopf auslüften.»


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